Ort: Kinok in der Lokremise, Grünbergstrasse 7, St. Gallen
Ist es möglich, Geschichte als objektive Entität zu rekonstruieren? Oder verhindern das unzulängliche Erinnerungsvermögen des Menschen, sein Narzismus und der Wille zur Manipulation dies? Bleibt Objektivität stets nur ein ethischer Wunsch?
Diese Fragen stehen im Zentrum von Sven Augustijnens ungewöhnlichem filmischen Essay Spectres. Zugleich Dokumentation, Portrait und Thriller bezieht dieser nie Stellung, sondern lässt verschiedene Stimmen zu Wort kommen und vermischt dabei Journalismus, Politik und Geschichtswissenschaft.
Protagonist von Spectres ist Jacques Brassinne de la Buissière, der 1960 - im Jahr der Exekution von Patrice Lumumba, dem ersten Ministerpräsidenten des unabhängigen Kongo - als Mitglied der belgischen Regierung in dem noch jungen Staat tätig war. Die genauen Hintergründe dieser Hinrichtung und die Verantwortlichen sind bis heute nicht bekannt und Gegenstand von Spekulationen und Verschwörungstheorien. Durch die Figur des 80jährigen Brassinne - der jahrelang Forschung zum Tod Lumumbas betrieben und unter anderem ein Buch über die letzten 50 Tage des Politikers geschrieben hat - analysiert der Film die Themen Geschichte und Geschichtsschreibung und veranschaulicht, wie diese immer von einer subjektiven Wahrnehmung beeinflusst wird. Eine 100-minütige spannungsvolle Reise führt zu verschiedenen Orten in Belgien und im Kongo und zu den Personen, die diesen historischen Moment geprägt haben, und lassen die Ereignisse für den Zuschauer nochmals aufleben.
Dauer: 103 Minuten, F/e
Die Filmvorführung von Spectres findet im Rahmen der gleichnamigen Ausstellung in der Kunst Halle Sankt Gallen statt (13. August bis 9. Oktober 2011).
Weitere Vorstellung:
Donnerstag, 8. September, 17.30 Uhr / Anschliessend: Gespräch mit Sven Augustijnen und Giovanni Carmine, Direktor Kunst Halle Sankt Gallen