19. Februar – 1. Mai 2022
Eröffnungstag: Samstag, 19. Februar 2022, 11-17 Uhr
Führung am Dienstag: Dienstag, 22. Februar 2022, 18 Uhr
Führung am Sonntag: Sonntag, 1. Mai 2022, 15 Uhr
Der 1. Januar 2021 markierte den Beginn der 'Initiative for Trade Aesthetics (ITA)', einer langfristigen Zusammenarbeit zwischen der Kunst Halle Sankt Gallen und der mündlichen Korporation Yugoexport. Bisher wurden laufend Texte von Irena Haiduk veröffentlicht, die Yugoexport seit 2015 leitet. Die daraus entstandenen Schriftensammlungen Studio Feelings und All Classifications Will Lose Their Grip führten zur Produktion von Accessoires, Drehbüchern, Kulissen, Animationsfilmen sowie Bildungs- und Performanceprogrammen, von denen einige in der Ausstellung zu sehen sein werden. Die Überschneidung von ästhetischer und wirtschaftlicher Produktion treibt die Arbeit von Yugoexport an und dient als Ausgangspunkt für die erste institutionelle Einzelausstellung in der Schweiz.
Die in der USA gegründete und in Belgrad sesshafte, mündliche Korporation Yugoexport basiert auf einem flexiblen Wirtschaftsmodell. Beim Kauf eines Objektes im Rahmen einer Ausstellung oder im Online Shop, wird zwischen tiefem, mittlerem und hohem Einkommen unterschieden und der Preis entsprechend angepasst. Dabei geht es nicht um Besitz oder Konsum, sondern um eine Kontaktaufnahme, zwischen den Dingen und den Menschen. In der Kunst Halle Sankt Gallen präsentiert Yugoexport keine Gewissheiten, sondern schafft einen Raum für Möglichkeiten. Motive, die teils bereits in den Geschichten auftauchten, die wir im Laufe des letzten Jahres von Irena Haiduk veröffentlicht haben, begegnen den Besucher*innen. Die Geschichten speisen die Ausstellung und die Ausstellung nährt weitere Geschichten. Beim Betreten wird eine Kerze angezündet, die auf die Anwesenheit von Besucher*innen im Ausstellungsraum verweist. Die Kerze führt nicht in westlich aufklärerischer Manier aus der Dunkelheit, sondern führt in sie hinein.
Die ästhetische Wahrnehmung wird im Schaffen von Yugoexport eng an die mündliche Überlieferung geknüpft und die lineare Zeitvorstellung herausgefordert. Die Geschichten, die auf der Website von ITA gelesen werden können, handeln von der Vergangenheit und der Zukunft. Eine Geschichte davon, 'Dream State Code of Conduct', bildete den Motor für die Arbeit im letzten Raum, wo für 45 Minuten das Jahr auf 2135 gestellt ist. Zu hören ist eine Stimme, die aus der Zukunft berichtet. Einer Zukunft, in der der Höhlenkomplex von Altamira über einen Traumzustand betreten werden kann. Die real existierende, für altsteinzeitliche Bilder bekannte Höhle im Norden Spaniens, ist seit 1979 nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Stimme von Lin Qian, die für die Funktionen von Siri auf dem chinesischen Markt verwendet wird, erzählt vom beschränkten Zugang zu dieser Höhle und wie Vergangenheit und Zukunft, Höhlenmalerei, westliche Meisterwerke und digitaler Raum im Jahr 2135 aufeinandertreffen.
Wie 'Dream State Code of Conduct' spielt sich auch die Ausstellung von Yugoexport nicht als lineare Erzählung ab, sondern umspannt verschiedene zeitliche Narrative und multidimensionale Ereignisse. Der Ausstellungstitel «All Classifications Will Lose Their Grip» verweist auf ein Raster, das in Auflösung begriffen ist. Wandel ersetzt Struktur, Prozess und Performanz tritt an Stelle von Statik. Wir empfehlen, die Kunst Halle Sankt Gallen in den nächsten Wochen mehrmals zu besuchen. Die Ausstellung wandelt sich und wird zur Bühne für eine Performance. Mehr Informationen dazu werden auf unserer Website veröffentlicht.
Die Ausstellung von Yugoexport wird unterstützt von der LANDIS & GYR STIFTUNG.