Navid Nuurs Praxis – in den letzten Jahren mehrfach preisgekrönt – tangiert wichtige formale und inhaltliche Fragen jüngerer Kunstschaffender: die Beziehungen zwischen Plastik und Performativität, zwischen Poesie und Wissenschaft, zwischen Abstraktion und Sinnlichkeit.
In seiner ersten institutionellen Einzelausstellung in der Schweiz zeigt Nuur hauptsächlich neue Werke, die sich mit Verschiebungen von Gedanken, Material, Erfahrung und künstlerischer Praxis beschäftigen. Er erschafft in der Kunst Halle Sankt Gallen eine 'parallele' Welt und zeigt ihre unzähligen Möglichkeiten, mit alltäglichen Materialien poetische Momente zu generieren. Bei der Rezeption der Arbeiten spielen unsere verschiedenen Sinne (Geruchs-, Tast-, Hör- und Sehsinn) sowie andere Wahrnehmungsformen wie Lesen oder Gehen eine wichtige Rolle. «Post Parallelism» ist als System konzipiert, das in sich Referenzen bildet und zum Inhalt selbst wird. Voller kleiner humorvoller Gesten einerseits und spektakulärer raumgreifender Installationen andererseits wird diese Ausstellung für die Besucher der Kunst Halle als einmalige Erfahrung in Erinnerung bleiben.
So verschiebt Nuur beispielsweise den Grossteil der Deckenbeleuchtung aus Neonröhren vom ersten Ausstellungsraum in den letzten Saal und kombiniert sie dort skulptural neu; oder er versieht zwei grosse, stark nach Holz duftende Transportkisten mit dem Titel 'Forest with no View' und verwandelt sie zu einem Durchgang für die Besucher. Neben solch grösseren Eingriffen in die Räumlichkeiten der Kunst Halle zeigt Nuur sehr unterschiedliche Werke, die immer wieder die Verhältnisse zwischen Makro- und Mikrokosmos vor Augen führen. Damit demonstriert er auf einfache aber eindrückliche Weise die Möglichkeiten der Kunst, die – wie keine andere Ausdrucksform – die Fähigkeit hat, magische Momente von Offenbarung zu erzeugen.
«Post Parallelism» wird vom Künstlerbuch «Bored at the Museum, Bored at the Studio»begleitet, das in Zusammenarbeit mit Mousse Publishing entstanden ist (*). Es vereint eine Auswahl von Erinnerungsfotos, auf denen Museumsbesucher aus Langeweile Kunstwerke nachstellen mit Polaroid-Aufnahmen des Künstlers in seinem Atelier, wie er seine eigenen Arbeiten nachahmt.
(*) Die Buch-Vernissage von «Bored at the Museum, Bored at the Studio» findet im Motto Zürich store (Perla-Mode, Langstrasse 84, 8004 Zürich) statt.www.mottozurich.com, www.perla-mode.netDonnerstag, 10. Februar 2011, 19.30 Uhr
«Post Parallelism» wird unterstützt von der Mondriaan Stichting (Mondriaan Stiftung).
Speziellen Dank an Leica Microsystems (Schweiz) AG.
Buchvernissage Navid Nuur ‹Bored at the Museum, Bored at the Studio›: Do, 10. Februar 2011, 20.30 Uhr
Eröffnung: Fr, 11. Februar, 18 Uhr
Führungen: Di, 1. März, 18.30 Uhr und So, 10. April, 15 Uhr
Kunst über Mittag: Do, 17. März, 12 Uhr
Navid Nuur (*1976 in Teheran, lebt und arbeitet in Den Haag) studierte am Pietzwart Institut in Rotterdam sowie an der Universität Plymouth in England. Einzelausstellungen des Künstlers fanden u.a. in den folgenden Galerien und Institutionen statt: Van Abbe Museum, Eindhoven; Galeria Plan B, Cluj; De Hallen Museum, Haarlem (2010); Kunsthalle Fridericianum, Kassel; Duplex/10m2, Sarajevo; S.M.A.K Museum, Gent; Galeria Klerkx, Mailand; Martin van Zomeren, Amsterdam (2009); Fries Museum, Leeuwarden; Stroom, Den Haag (2008); Moria Art Gallery, Utrecht (2007). Des weiteren war er an diversen Gruppenausstellungen beteiligt, darunter: Stedelijk Museum, Amsterdam; MARTa Herford Museum, Herford; Arter, Istanbul; David Roberts Art Foundation, London; Kunsthaus Glarus; Stroom, Den Haag; Galeria Plan B, Berlin (2010); De Hallen Museum, Haarlem; Seiler + Mosseri-Marlio Galerie, Zürich; Hoet Bekaert Galerie, Gent (2009); Museum für moderne Kunst Arnhem; The Armory Show/Galeria Plan B, New York; DCR, Den Haag; Mariakapel, Hoorn; Liste, Basel (2008); Billy town, Rijswijk; DCR Project Space, Den Haag; Ned. Cacaofabriek, Helmond (2006). 2010 wurde Navid Nuur mit dem Charlotte Köhler Prijs sowie dem Volkskrant Culture prize ausgezeichnet.