Mit den Ausstellungen von Irene Kopelman (*1974, Argentinien) und Stefan Burger (*1977, Deutschland) präsentiert die Kunst Halle Sankt Gallen zwei unterschiedliche künstlerische Positionen, die in einen Dialog miteinander treten. Beide Projekte versuchen sich im Unmöglichen: komplexe Systeme und Beziehungen visuell festzuhalten.
Die Werke der in Amsterdam lebenden Künstlerin Irene Kopelman entstehen aus intensiven Recherchen, zu denen die enge Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern genauso wie eigene Feldarbeit gehören. Dabei sucht sie nach geeigneten Methoden, um bestimmte Phänomene in Zeichnungen, Gemälden und Skulpturen umzusetzen. In der Ausstellung «Entanglement» zeigt Irene Kopelman drei Serien filigraner Zeichnungen und Malereien auf Papier, die sie während des Besuchs von wissenschaftlichen Expeditionen in Malaysia, Panama und Peru realisiert hat. Den dortigen Urwäldern näherte sich die Künstlerin auf behutsame und ganz unterschiedliche Art und Weise: In der Peru-Serie The Exact Opposite of Distance im ersten Ausstellungsraum werden verschiedene Systeme sichtbar, die der Künstlerin – überwältigt von der Dichte und Unmittelbarkeit des Dschungels – eine Darstellung ermöglichte. So schuf sie sich für den einen Teil der Serie einen Ausschnitt, deren Umgrenzung aus sich kreuzenden Linien – z.B. einem Baumstamm, einer Liane oder einem am Boden liegenden Ast – bestand. Den Inhalt dieses 'Fensters' gibt sie letztlich in den Zeichnungen Forest Windows wider. Für From the River, den zweiten Teil der Serie, richtete Irene Kopelman den Blick vom Fluss aus auf den Urwald, um ihn aus einer gewissen Distanz betrachten zu können. In diesen Zeichnungen sind ausschliesslich die Stellen des Dschungels zu sehen, die wegen ihrer Dichte beinahe schwarz erscheinen.
Die Dyptichen der Malaysia-Serie Sampling Greens im dritten Raum zeigen Kopelmans Versuch, die unermesslichen und vielleicht unendlichen Variationen der Grüntöne des Dschungels in Farbstudien zu erfassen. Schritt für Schritt nähert sich die Künstlerin der Farbe verschiedener Blätter, bis sie diese mit all ihren Nuancen widergeben kann. Die Zeichnungen der Panama-Serie Leaf Litter Traps schliesslich stellen Umrisse herabgefallener Blätter und kleiner Zweige dar, die Irene Kopelman in Netzen – den sogenannten leaf litter traps (Laubfallen), die für Forschungszwecke eingesetzt werden – sammelte. Dabei enthält jede vertikale Reihe die Beute eines Tages.
Zum ersten Mal wird dieses umfassende Werk gesamthaft in einer Institution präsentiert. Eine Publikation, die in Zusammenarbeit mit Roma Publishing entstanden ist, begleitet die Ausstellung.
_«Entanglement» wird unterstützt durch den Mondriaan Fonds, Amsterdam. Speziellen Dank an Crees Foundation, The Smithsonian Artist Research Fellowship (SARF), Naturalis Biodiversity Center und Albert Groot für die Unterstützung von Irene Kopelmans Projekt.
Die Künstlerin möchte den folgenden Personen danken: Quinn Meyer, Jaime Villacampa, Jasmine Rowe, Grant Reekie and the entire team of Manu Learning Centre, Menno Schilthuizen, Giovanni Carmine, Petra Kuipers and Chris Bestebreurtje from Motive Gallery, Albert Groot, Pamela Echevería from Galeria Labor, François Piron, Praneet Soi, Zulema Resnik, Guido Kopelman, Roger Willems, Moosje Goosen, Josefina Coisson, Amalia Pica, Mariana Castillo Deball, Rodrigo Feliz, Cathy de Haan, und Maren Brauner.
Eröffnung Irene Kopelman, Stefan Burger: Fr, 15. März 2013, 19 Uhr
Führungen: Di, 19. März 2013, 18.30 Uhr und So, 12. Mai 2013, 15 Uhr
Kunst über Mittag: Do, 18. April 2013, 12 Uhr
Irene Kopelman (*1974 Cordoba, Argentinien) studierte an der School of Arts, National University of Cordoba, AR und der Rijksakademie van Beeldende Kunsten, Amsterdam. Einzelausstellungen fanden u.a. in folgenden Institutionen und Galerien statt: Motive Gallery, Brussels (2013); Gasworks Gallery, London (2012); BAK, basis voor actuele kunst, Utrecht, NL; Labor Gallery, Mexico City (2011); Centro Cultural Montehermoso, Vitoria-Gasteiz, ES (2009). Des Weiteren wurden ihre Werke in zahlreichen Gruppenausstellungen gezeigt, darunter: Bienal do Mercosul, Porto Alegre, BR; Fondation d‘entreprise Ricard, Paris; MUSAC - Museo de Arte Contemporáneo de Castilla y León, ES (in Zusammenarbeit mit Mariana Castillo Deball) (2011); De Vleeshal, Middelburg, NL (2010); MACBA -Museu d‘Art Contemporani de Barcelona; Performa, New York (in Zusammenarbeit mit Mariana Castillo Deball); FRAC - Ile-de-France Le Plateau, Paris; Contemporary Image Collective - CIC, Kairo (2009).