Zum Auftakt des Jahres 2018 zeigt die Kunst Halle Sankt Gallen gleichzeitig eine monographische Fotoschau von Herbert Hoffmann und eine international besetzte Gruppenausstellung mit dem Titel «No Fear of Fainting in a Gym». Gemeinsamer Nenner für beide Projekte ist das Interesse aller beteiligten Künstler*innen am menschlichen Körper als Ausgangsmaterial und Projektionsfläche.
Der legendäre Tätowierer Herbert Hoffmann (1919-2010) lebte drei Jahrzehnte in Heiden/AR, wo er auch verstarb. Spuren hinterliess er nicht nur in der Ostschweiz, sondern weltweit, da er schon zu Lebzeiten eine wahre Kultfigur in der Tattoo-Szene war. Weniger bekannt ist, dass Hoffmann als Fotokünstler aktiv war und wunderbare Portraits von Menschen hinterliess, die er tätowiert hatte. Die Kunst Halle Sankt Gallen widmet dem Künstler Herbert Hoffmann die bisher umfassendste museale Ausstellung, mit mehr als hundert Werken. Neben bekannten Portraits seiner Kunden und Komplizen werden dem Publikum erstmals einige noch nie zuvor gesehene Arbeiten und Dokumente präsentiert, die sowohl Hoffmanns präzises fotografisches Vorgehen ersichtlich machen als auch sein Interesse für die Geschichte der Portraitierten, die er ebenfalls auf Papier festhielt. Durch Hoffmanns Arbeit entsteht folglich nicht nur ein hoch ästhetisiertes und poetisches Bild über Tätowierte, sondern auch ein eindrückliches Generationenbild.
Herbert Hoffmann (*1919 im Pommerschen Freienwalde, †2010 in Heiden/AR, Schweiz) machte eine Lehre als Einzelhandelskaufmann, bevor er 1939 zum Reichsarbeitsdienst eingezogen wurde. 1941-1945 diente er in Russland im Krieg. 1949 kehrte er aus der Internierung bei Riga/LVA nach Deutschland zurück. Ab 1961 führte er sein eigenes Tätowiergeschäft bei der Hamburger Reeperbahn. 1980 siedelte er als Pensionierter in die Schweiz, wo er gemeinsam mit seinem Partner Jakob Acker bis zu seinem Tod lebte.