Nina Canell, Valentin Carron, Matias Faldbakken, Isabella Girtanner, Raphael Hefti, Michael Höpfner, Norma Jeane, Peter Liechti, Josef Felix Müller, Navid Nuur, Hans Ulrich Obrist, Jaakko Pallasvuo, Kilian Rüthemann, Corinne Schatz, Roman Signer, Fredrik Værslev
Anlässlich des 75. Geburtstags von Roman Signer (*1938 in Appenzell, wohnt und arbeitet in St. Gallen) präsentiert die Kunst Halle zu Ehren des renommierten Künstlers eine Gruppenausstellung, die sowohl Hommage, wie auch Rekonstruktionsversuch und Experiment ist.
Ausgehend von Roman Signers Einzelausstellung, welche 1988 in den Räumlichkeiten der Kunsthalle an der Wassergasse stattfand (damals von Josef Felix Müller kuratiert), soll mit «Flex-Sil Reloaded» die Zentralität und Aktualität von Signers Schaffen für eine jüngere Künstlergeneration unterstrichen, und Signer gleichzeitig ein kleines Geburtstagsgeschenk gemacht werden. Darüber hinaus wagt «Flex-Sil Reloaded» aus kuratorischer Sicht verschiedene Ausstellungsgenres zu mischen, mit der Absicht sowohl das Ausstellungsmachen, als auch die Geschichte der Institution zu hinterfragen.
«Flex-Sil Reloaded» entwickelt sich entlang zweier Hauptachsen: Einerseits findet eine Art Rekonstruktion von Signers Einzelausstellung von 1988 statt, indem einige der damaligen Werke den Weg in die heutigen Räumlichkeiten der Kunst Halle Sankt Gallen finden. Ergänzend dazu werden Bildmaterial und Dokumente präsentiert, welche den Besucherinnen und Besuchern helfen sollen, sich ein Bild der damaligen Ausstellung und deren Kontextes zu verschaffen. Darunter befinden sich unter anderem Archivmaterial und Skizzen, Fotografien von Peter Liechti sowie ein Interview mit dem aus St. Gallen stammenden Starkurator Hans Ulrich Obrist, der am 21. Dezember 1988 Besucher durch die Signer-Ausstellung führte. Weiter wird dem Publikum ein Faksimile des begleitenden Leporello von 1988 als „Give Away“ offeriert. Darin abgedruckt ist ein Text von Claudia Cattaneo, in dem sie die Geschichte des mythischen Flex-Sil Dampfkochtopf schildert (Signer war 1955/56 als Hilfsarbeiter in der Flex-Sil-Abteilung der Firma Grossenbacher in St. Gallen tätig, wo er Ventile zusammenschraubte).
Auf der zweiten Hauptachse werden in der Ausstellung verschiedene Positionen jüngerer nationaler und internationaler Kunstschaffender gezeigt.Die Arbeitsweise dieser Künstler ähnelt jener von Signer und es finden sich formale wie inhaltliche Konvergenzen.Wie er benutzen sie Skulptur, Zeichnungen, Filme und Aktionen, um sich in reduzierten, prägnanten Arbeiten auf raffinierte und häufig humorvolle Art und Weise mit der Eindämmung, Freisetzung und Transformation von Energie oder mit Themen wie Zeit und Natur auseinanderzusetzen. Mit diesen Werken will man in der Ausstellung einerseits auf Aspekte verweisen, welche die Aktualität von Signers Arbeit untermauern, andererseits sollen diese Werke auch Hommage sein. Man erhofft sich damit eine lebendige Situation zu schaffen, in der nicht nur der Dialog zwischen verschiedenen Werkansätzen gefördert wird, sondern auch einer zwischen den Generationen - dies im Bewusstsein, dass auch die sogenannte ‚junge‘, zeitgenössische Kunst bereits in die Kunstgeschichte eingebettet ist.
Die Gruppe der jüngeren Kunstschaffenden, die an «Flex-Sil Reloaded» beteiligt sind ist durchmischt. Darunter befinden sich einige, die in der Kunst Halle schon grosse Einzelausstellungen hatten. Beispielsweise Matias Faldbakken (*1973, DK), der wie Signer die subversive Geste pflegt, oder Navid Nuur (*1976, NL), der für seine performativen Skulpturen bekannt ist. Dazu kommen der St. Galler Kilian Rüthemann (*1979, CH) mit seinen post-minimalistischen Rauminterventionen, oder etwa der Bieler Raphael Hefti (*1978, CH), der in seiner Kunst immer wieder energetische Prozesse freisetzt. Andere Teilnehmende sind Nina Canell (*1979, SE), Valentin Carron (*1977, CH), Isabella Girtanner (*1984, CH), Michael Höpfner (*1972. AT), Norma Jeane (*1962, USA), Jaakko Pallasvuo (*1987, FI) und Fredrik Værslev (*1979, NO). Ob eine Untersuchung von Landschaft stattfindet, das Thema der Zeit aufgegriffen, die Idee vom Selbstportrait fortgesetzt oder das Objekt als Ready Made auf humorvolle Weise verdreht wird - in den Werken dieser Künstler findet sich ein Echo auf Roman Signers Schaffen.
Für die Ausstellung hat Roman Signer zwei neue Arbeiten realisiert. Protagonist dabei stellt ein ‚Piaggio Ape‘-Motorrad dar – einmal als Miniatur-Modell auf einem Schachbrett und einmal als senkrecht stehendes Vehikel im Ausstellungsraum. Signer verweist dadurch auf subtile Weise auf die Idee von Kunst als Spiel, holt das Publikum dann aber sofort wieder zurück in die Realität.
Mit «Flex-Sil Reloaded» will die Kunst Halle Sankt Gallen sowohl mit ihrer Geschichte wie auch mit ihrem Netzwerk spielerisch umgehen. Den König wollen wir aber nicht schachmatt setzten, sondern mit ihm ein Fest feiern.
Die Ausstellung wird ermöglicht durch die Hans und Wilma Stutz Stiftung, Innerrhoder Kunststiftung, Raiffeisen, Kulturförderung Kanton St. Gallen, Swisslos.
Speziellen Dank an Brauerei Schützengarten AG, St. Galler Kantonalbank, Frame Visual Art Finland.
Eröffnung: Fr, 24. Mai 2013, 18 Uhr
Führungen: Di, 28. Mai 2013, 18:30 Uhr und So, 23. Juni 2013, 15 Uhr
Roman Signer im Gespräch mit Giovanni Carmine: Sa, 29. Juni 2013, 15 Uhr
Kunst über Mittag: Do, 27. Juni 2013, 12 Uhr